aggfa “FTTH – und weiter?” Tagung in Maria Enzersdorf & Online
Unter dem Motto „aus FTTH wird Fiber für alles” fand die Tagung zur Verwertung und Finanzierung von Glasfasernetzen am 3. Oktober 2023 im EVN Forum in Maria Enzersdorf statt.
Die Zukunft der Glasfasernetze und ihre Verwertung
Aus FTTH wird „Fiber für alles“: Das Glasfasernetz wird nicht nur Haushalte und Unternehmen verbinden, sondern eine Vielzahl von weiteren Endpunkten: Sensoren und „street furniture“ (IoT), Kameras, Antennenstandorte für Mobilnetze, Rechenzentren…
Darüber hinaus wird die Entwicklung durch den weiter ungebremsten Anstieg des Datendurchsatzes und die weltweit immer schneller steigende Anzahl von Homes Connected angetrieben. Der Markt reagiert mit einem Hype der PON-Strukturen. Die Anforderungen an Qualität und Sicherheit der Netze steigen ununterbrochen an.
Parallel dazu erfordern neue Anwendungen die Vernetzung über Dark Fiber, die in einem klassischen PON-Netz nicht funktionieren: z. B. die Vernetzung von Rechenzentren, die Verbindung mit Quantenverschlüsselung, hochsichere Konnektivität z. B. für die Blaulicht-Organisationen, die Verwendung der Glasfaser als Sensor.
Die Diskussion vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen zeigte, dass die Glasfasernetze von Beginn an nachhaltig gebaut werden müssen, damit Dark Fiber-Verbindungen realisiert werden können, ohne dass ein mehrmaliges Aufgraben die Total Cost of Ownership drastisch erhöht und den Business Case ruiniert.
Lösungsansätze liegen in der Vorhaltung von genügend Reserven, vor allem bei den Rohren, einem kaskadierenden Ausbau und im Bau des Netzes als PtP-Netz, betrieben mit PtMP.
Nachhaltigkeit und die Finanzierung von Glasfasernetzen in wirtschaftlich unsicheren Zeiten
Ein Trend zum nachhaltigen Handeln aller Unternehmen gewinnt international immer mehr an Bedeutung.
Die ESG-Vorgaben (Environmental-Social-Governance) für die Unternehmen bilden ein komplexes System von Richtlinien und Gesetzen, die sich in permanenter Weiterentwicklung befinden. Neben anderen beschränken sich einige EU-Vorgaben wie die Taxonomieverordnung vorerst hauptsächlich nur auf Umweltthemen, werden aber schrittweise die social- und governance-Aspekte übernehmen. Sie sind nur für große Unternehmen verpflichtend, aber gewisse Vorgaben gewinnen auch Bedeutung für alle Unternehmen. So definiert z. B. die Taxonomieverordnung ein einheitliches Klassifikationssystem für nachhaltige Tätigkeiten und sollte sinnvoll bei der Erfüllung der Lieferkettengesetze eingesetzt werden.
Die Gesetze zu den Lieferkettensorgfaltspflichten existieren bereits (Deutschland) oder sind im Entstehen. Die EU arbeitet an der Corporate Sustainability Due Diligence Directive (CSDDD), sie liegt als Entwurf vor, wird noch heuer im Trilog diskutiert und soll 2024 Gültigkeit erhalten.
Die CSDDD ist eine Richtlinie zu menschenrechtlichen und ökologischen Sorgfaltspflichten von Unternehmen und bezieht die Lieferketten ein. Sie gilt nur für Unternehmen, die einen gewissen Schwellwert übersteigen. Alle anderen Unternehmen sind zwar nicht erfasst, aber jede Zulieferfirma eines erfassten Unternehmens ist unabhängig von ihrer Größe betroffen.
Parallel zu und auch unabhängig von diesen Entwicklungen machen Finanzunternehmen die Finanzierung von Projekten und Unternehmen immer mehr von deren nachhaltigem Handeln abhängig, und die ESG-Ansätze werden bei Unternehmens- und Risikobewertungen in den Vordergrund gestellt. Vereinfacht gesagt: Ein Kredit oder ein anderes Finanzierunginstrument soll Kapitalströme in nachhaltige Investitionen zu lenken, wodurch die Vergabe eines Kredites oder der Einsatz eines anderen Finanzierunginstruments von der Nachhaltigkeitsstrategie und den damit verbundenen Maßnahmen des Unternehmens abhängig gemacht wird.
Die Diskussionen ergab die wichtige Erkenntnis, gültig für alle Unternehmen: alle Unternehmen, unabhängig von ihrer Größe, sind von ESG-Vorgaben betroffen – und damit auch alle Marktteilnehmer des Glasfaserausbaues in Österreich.
Daher muss jedes Unternehmen jetzt damit beginnen, sich mit der ESG-Thematik zu befassen, beginnend mit der Sammlung der nötigen Daten.
Vielen Dank an alle Mitwirkenden, unsere Partner, Sponsoren und Aussteller – es war ein tolles Event.
Fotos: © CMG/aggfa – Klaus Prokop